Dokumentation - Feuer auf dem Dach

Ein Bericht des Onlineportals : www.Zeit.de

Feuer auf dem Dach

 

Im November setzte der Deutsche Feuerwehrverband eine Alarmmeldung ab. Dabei geht es um die Gefahr, die entsteht, wenn ein mit Solarzellen bedecktes Haus in Brand gerät. »Photovoltaik-Anlagen stellen für Feuerwehren im Einsatzfall eine ernste Herausforderung dar. Insbesondere durch die derzeit nicht vorhandene Abschaltmöglichkeit besteht im Schadenfall eine latente Gefahr für Hauseigentümer und Einsatzkräfte«, warnt der Verband. Er sieht »daher dringenden Handlungsbedarf«.

Der Hintergrund der Warnung: Solaranlagen auf dem Hausdach erzeugen Strom – immer, wenn es hell ist. Dabei stehen sie unter Spannung und das nicht nur bei Sonne, sondern auch wenn es bewölkt ist, und sogar, wenn Feuerwehrscheinwerfer auf sie gerichtet sind. Die Spannung in den Gleichstromleitungen ist normalerweise so hoch, dass die Löscharbeiten lebensgefährlich für die Brandschützer werden können. Insbesondere dann, wenn das Feuer die Isolation weggeschmort und die Leitungen beschädigt hat.

So laufen die »Hochspannungsleitungen« erst mal durchs ganze Haus, bis sie im Keller in den Wechselrichter fließen. Der erst wandelt den Gleichstrom in harmloseren Wechselstrom um und speist ihn ins Stromnetz ein.

Für die Feuerwehr heißt das: Im Haus mit Wasser zu hantieren kann lebensgefährlich sein. Es hat daher Fälle gegeben, bei denen die Brandbekämpfer sich gar nicht erst zum Löschen ins Hausinnere vorgewagt haben. Im ostfriesischen Schwerinsdorf ließ die Feuerwehr im Februar ein Wohnhaus »kontrolliert abbrennen«, wie es im Feuerwehrjargon heißt. Damals begründete der Einsatzleiter: »Man kann nur abwarten, bis die Solarzellen durch das Feuer kaputt sind, und dann erst löschen.« Bis dahin war das Haus niedergebrannt.

Zwar seien die Anlagen nicht ganz so brandgefährlich, dass jeder Solaranlagenbesitzer gleich befürchten müsse, dass man sein Haus bei Feuer kontrolliert abbrennen lässt. »Fakt sei allerdings, dass »eine Photovoltaikanlage auf dem Hausdach die Löscharbeiten nicht einfacher macht«, sagt Carsten-Michael Pix vom Deutschen Feuerwehrverband.



Dass das kontrollierte Abbrennen bisher so häufig noch nicht vorgekommen sein kann, dafür liefert die Versicherungsbranche einen Hinweis. Die verspricht: »Bei Feuer zahlen wir immer«, ganz egal, was beim Löschen passiert ist. Jede vierte Photovoltaikanlage, die zum Versicherungsfall wurde, sei von einem Brand zerstört worden, sagt Christian Lübke vom Gesamtverband der Versicherer. Die genauen Fallzahlen habe er nicht, bedauert er, »aber die Fälle kommen so selten vor, dass eine Prämienerhöhung kein Thema ist«.

Die Zahl der Solarkraftwerke auf deutschen Dächern ist in den vergangenen Jahren allerdings enorm gewachsen. Seit 2006 haben sie sich auf über zwei Millionen nahezu verdoppelt. Wenn man davon ausgeht, dass im Schnitt ein Feuer auf 10.000 installierte Anlagen kommt, wie Pott schätzt, dürfte die Zahl der Brände mit Solaranlagen künftig steigen. Zumal mit längerer Betriebszeit der Anlagen gelegentlich Verschleiß an Kabel- und Steckerverbindungen vorkommt. Das könne Lichtbögen und Feuer auslösen, warnen manche Brandschutzexperten.

Das Hauptproblem aber sei, so Branchenvertreter, »dass sich inzwischen jeder, der einen Schraubenzieher halten kann, berufen fühlt, eine Solaranlage aufs Dach zu schrauben«. Es gibt keine Bauvorschriften. So verlegt jeder die Leitungen anders, schraubt die Solarmodule auf seine Weise fest und macht es den Feuerwehrmännern schwer, schnell die richtigen Drähte zu kappen oder die Zellen vom Dach zu nehmen, um einen Brand von oben zu löschen.

Den Not-Aus-Schalter für die Module auf dem Dach, den die Feuerwehr sich so dringend wünscht, gibt es inzwischen.

Trennt die Feuerwehr ein Haus vom Stromnetz, wird automatisch der Schutzschalter am Dach ausgelöst, und die Leitungen sind spannungsfrei. Das funktioniert sogar mit Fernauslöser und nicht mal zu horrendem Preis: 500 Euro mit Einbau kostet der Extraschutz den Hausbesitzer.

 

(Quelle:www.Zeit.de)